Auszug - Hochwassersituation Heinde hier: Wulfeskuhle und Lindenkamp/Wehr -Bericht durch die Verwaltung-
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Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
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Herr Ringe-Krause erläutert anhand einer Präsentation (siehe Anlage) die Hochwasserproblematik des Kambaches. Der Grund für die Überschwemmungen im Ort (Präsentation, Seite 2) ist der Zusammenfluss des Kambaches aus Richtung Mülldeponie sowie Listringen in eine unterirdische Verrohrung (Seite 3).
Aufgrund des großen Einzugsgebietes des Bachs, zu dem sowohl befestige Flächen als auch unbefestigte Flächen sowie die Flächen der Deponie und landwirtschaftliche Wege zählen (Seite 5), kann die Menge des in den Kambach eingeleiteten Wassers die maximale Durchflussmenge der Verrohrung übersteigen.
Der mögliche Zulauf an Wasser aus dem Kambach und dessen Zuläufen in Richtung der Verrohrung innerorts beträgt rechnerisch 4.774,52 Liter pro Sekunde (Seite 6). Die Verrohrung fasst maximal 2.341 Liter pro Sekunde nach DIN-Norm. Daraus ergibt sich eine Differenz aus 2.433,52 Liter pro Sekunde, welche aktuell zurückstauen und die Überschwemmungen verursachen. Diese Menge an Wasser muss daher zurückgehalten werden, um zukünftige Überschwemmungen zu vermeiden.
Herr Ringe-Krause stellt hierzu verschiedene Möglichkeiten vor (Seite 7):
Es wäre theoretisch möglich, eine direkte Ableitung zur Innerste zu errichten, damit ankommendes Wasser aus Richtung Listringen direkt in die Innerste geleitet wird. Der Bau einer solchen Ableitung wäre jedoch sehr aufwändig und somit teuer. Der Nutzen wäre zudem verhältnismäßig gering, da der Großteil der Wassermenge aus dem nördlichen Bereich in Richtung Deponie anfällt.
Weitere Möglichkeiten sind Regenrückhaltebecken, hier RRB 1 und RRB 2 genannt.
Das Regenrückhaltebecken 1 (Seite 8) liegt vollständig auf einer landwirtschaftlichen Fläche. Diese müsste zunächst in Absprache mit den entsprechenden Eigentümern erworben werden, Bodenarbeiten sind notwendig und ggf. muss eine Zufahrt angelegt werden. Diese Möglichkeit scheint nicht ideal, da für den Bau ein Planfeststellungsverfahren notwendig werden würde, welches viel Zeit in Anspruch nähme und zusätzliche Kosten verursachen würde. Dieses Regenrückhaltebecken könnte beispielsweise rund 1.900 Liter Wasser pro Sekunde zurückhalten.
Das Regenrückhaltebecken 2 (Seite 9) am Ende des Wulfeskuhle würde hingegen kein Planfeststellungsverfahren benötigen und wäre somit schneller realisierbar. Außerdem könnte der ausgehobene Boden direkt vor Ort zur Errichtung eines Walls genutzt werden. Das Regenrückhaltebecken 2 würde in seiner geplanten Form ca. 1.000 Liter pro Sekunde zurückhalten.
Eine weitere Möglichkeit seien Grabenquerriegel auf landwirtschaftlichen Flächen (Seite 10). Diese stellen eine Art künstlichen Staudamm dar, welcher Wasser zurückhält und nur eine bestimmte Durchflussmenge zulässt. Das übrige Wasser staut zurück und flutet die landwirtschaftlichen Flächen, welche um den Grabenquerriegel vorhanden sind. Dies stellt jedoch für die Fläche keinen Schaden dar, da das Wasser nach dem Regen wieder langsam abfließen würde (Grabenquerriegel 1 und 2).
Der mögliche Bau solcher Querriegel muss vorher untersucht werden, außerdem müssen Gespräche mit den entsprechenden Grundstückseigentümern geführt werden, da auf den landwirtschaftlichen Flächen Baumaßnahmen stattfinden würden. Nach dem Bau eines solchen Querrigegels könne ein großer Teil der Fläche jedoch wieder landwirtschaftlich genutzt werden, im Gegensatz zu einem Regenrückhaltebecken, welches nicht landwirtschaftlich nutzbar ist. Die Menge an Wasser, welche durch solche Querriegel zurückgehalten werden kann, muss im Einzelfall vermessen und errechnet werden, da sie von der Größe des Grabenquerschnitts und den Gegebenheiten am Bauplatz abhängen.
Zusätzlich sei ein Grabenquerriegel am südlichen Ende der Deponie denkbar. Dort besteht bereits ein Regenrückhaltebecken, welches für das angrenzende Deponiefeld genutzt wird. Hier könnte durch den Bau eines Grabenquerriegels die Durchflussmenge reguliert werden, überschüssiges Wasser könne in das Regenrückhaltebecken abgeleitet werden.
Des Weiteren könne der ZAH die Entwässerung seiner Dachflächen aus der Zuleitung in den Kambach herausnehmen und die Flächen stattdessen in ein vorhandenes Biotop der Deponie entwässern. Diese Maßnahme sei ohne großen Aufwand schnell umzusetzen. Zu diesem Thema haben bereits Gespräche mit dem ZAH stattgefunden, welcher grundsätzlich gewillt ist die Maßnahme zeitnah umzusetzen.
Ebenfalls auf dem Deponiegelände des ZAH befindet sich ein ehemaliger Feuerlöschteich, welcher zu diesem Zweck nicht mehr genutzt wird. Dieser wird aus Oberflächenwasser aus Richtung der Autobahn gespeist. Mit relativ geringem Aufwand könnte der ehemalige Feuerlöschteich in ein Regenrückhaltebecken umgebaut werden.
Das weitere Vorgehen würde Herr Ringe-Krause nach Absprache mit dem Ortsrat veranlassen.
Herr Schwetje bedankt sich bei Herrn Ringe-Krause für die gute Übersicht. Die Möglichkeit des Baus des Regenrückhaltebeckens 1 würde jedoch sehr lange dauern, es müssten möglichst schnell Maßnahmen getroffen werden.
Herr Ringe-Krause ergänzt, dass ein Planfeststellungsverfahren auch finanziell einen großen Aufwand darstellen würde. Ziel der Verwaltung sei es, das gewünschte Ergebnis mit möglichste geringen Kosten zu erreichen, beispielsweise mit dem Bau der Grabenquerriegel.
Herr von Lenthe spricht den auf Seite 6 der Präsentation aufgeführten Rückbau der Rohrleitung an. Herr Ringe-Krause erläutert dazu, dass innerhalb der unterirdischen Verrohrung mehrere Haltungen verbaut wurden. Da die letzte Haltung ein geringeres Gefälle als die vorletzte aufweist, verringert sich hier die Durchflussmenge. Würde diese letzte Haltung in einen offenen Graben umgebaut werden, würde sich die Durchflussmenge um ca. 500 Liter pro Sekunde erhöhen. Der Umbau wäre jedoch nicht einfach, da sich das Rohr unterirdisch auf einem Privatgrundstück befinde. Ein Zugang mit Baumaschinen sei ebenfalls nur schwer möglich.
Ohnehin sei es bei einem extremen Regen wie während der letzten Heinder Überschwemmung besser, andere Optionen zu suchen welche eine größere Menge Wasser zurückhalten.
Herr von Lenthe pflichtet bei, das Ziel müsse sein möglichst schnell gute Maßnahme zu beschließen.
Frau Viezens erkundigt sich bei Herrn Ringe-Krause, wie groß ein Grabenquerriegel sei. Dazu führt Herr Ringe-Krause aus, dass ca. sechs bis acht Meter Verrohrung nötig sind, umgeben von einem ca. 1,50 m hohen Damm in dem das Wasser zurückstauen kann. Der Bau solcher Grabenquerriegel müsse vorher mit den jeweiligen Grundstückseigentümern abgesprochen werden, die Grabenquerriegel können jedoch so angelegt werden dann ein großer Teil der Fläche, auf der das Wasser zurückstauen soll, weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden kann. Dies sei ein Vorteil, der beispielsweise bei einem Regenrückhaltebecken so nicht gegeben wäre.
Herr Allewelt spricht einen Regenwasserzulauf von Seiten der Autobahn an. Von dort würde ebenfalls Wasser in Richtung der Deponie und schlussendlich in den Kambach abgeleitet werden. Herr Allewelt fragt nach der Möglichkeit, diesen Ablauf zu drosseln und das ankommende Wasser ggf. in den Wald zurückzustauen. Daraufhin erklärt Herr Ringe-Krause, dass für diese Möglichkeit die Eigentümer der Waldflächen aufgrund einer eventuellen Entschädigung kontaktiert werden müssten. Das generelle Problem bei einer Waldfläche sei immer dass Laub und Äste schnell den Ablauf blockieren könnten. Diese Lösung wäre somit recht wartungsintensiv.
Herr Schwetje hält fest, dass vor allem eine zeitnahe Lösung angestrebt werden sollte. Mit der Ableitung des Regenwassers der Deponie in das eigene Regenrückhaltebecken, dem Umbau des ehemaligen Löschteiches an der Autobahn sowie einem Querriegel an der Deponie mit Überlauf in das eigene Regenrückhaltebecken könnten womöglich bereits 1.000 Liter pro Sekunde zurückgehalten werden. Herr Ringe-Krause hält diese Schätzung für realistisch. Zusätzlich könne das Regenrückhaltebecken 2 an der Wulfeskuhle weitere 1.000 Liter pro Sekunde zurückhalten. Mit diesen Lösungen wären bereits 2.000 Liter des gesetzten Ziels von rund 2.500 Liter pro Sekunde erreicht.
Sollten die Maßnahmen an der Deponie sowie das Regenrückhaltebecken 2 noch im Jahr 2016 möglich sein, und das Regenrückhaltebecken 1 im Jahr 2017 realisierbar sein, wäre in 2 Jahren der Hochwasserschutz von Heinde gewährleistet.
Herr Ringe-Krause gibt zu Bedenken, dass auch für das Regenrückhaltebecken 2 Flächen eventuell erworben werden müssten und die Zustimmung der Anwohner eingeholt werden müsste. Grabenquerriegel seien schneller realisierbar und zudem nicht so kostenintensiv, würden aber denselben Nutzen bieten.
Bezüglich des Wehrs am Lindenkamp gibt Herr Ringe-Krause einen Sachstandsbericht ab. Bisher seien bei ihm keine Beschwerden bezüglich des Wehrs eingegangen, in Gesprächen mit den Anwohnern haben sich ebenfalls Beeinträchtigungen dargestellt. Die Mauer des Bauwerkes scheint stabil zu sein, flussabwärts sei der Bach gut gepflegt und ohne Hindernisse.
Herr von Lenthe fragt, ob das Bauwerk stört oder für den Abfluss des Wasser hinderlich ist. Herr Ringe-Krause verneint, das Bauwerk hätte auf den Verlauf des Wassers keinen negativen Einfluss. Bei einem Rückstau würde das Wasser ohnehin über das Hindernis hinwegfließen. Herr Schwetje sieht daraufhin keine Veranlassung, einen Rückbau des Wehres weiter zu verfolgen.
Beschluss: Der Ortsrat fordert die Verwaltung auf, die drei Maßnahmen an der Deponie (Entwässerung der Deponieflächen in ein Regenrückhaltebecken statt in den Kammbach / Umbau des ehemaligen Feuerlöschteiches an der Autobahn zu einem Regenrückhaltebecken / Errichtung eines Grabenquerriegels an der Deponie mit Entwässerung in das Regenrückhaltebecken) so schnell wie möglich umzusetzen.
Die Errichtung des Regenrückhaltebeckens 2 an der Wulfeskuhle soll wenn möglich noch im Jahr 2016 erfolgen.
Das Regenrückhaltebecken 1 soll berechnet und als weitere Alternative vorgehalten werden, für den Fall dass die anderen Maßnahmen nicht bereits die erforderlichen 2.433,52 Liter Wasser pro Sekunde zurückhalten können.
Eine genaue Berechnung von möglichen Grabenquerriegeln soll bis zur nächsten Ortsratssitzung erfolgen.
Abstimmungsergebnis: einstimmig
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1 | Präsentation Hochwasserschutz Heinde (4208 KB) |